Standort mit Geschichte

Gasthof zum grossen Kurfürsten

1962, zu DDR Zeit wurde das Gebäude abgerissen

Die hier abgebildete Postkarte von 1904 stammt vom Mädchen, das vor dem Gasthof „Zum Grossen Kurfürsten“ steht. 2007 kam ein Gast, eine schon etwas betagte Frau, und zeigte mir diese Karte. Das Mädchen war Ihre Mutter gewesen.

Gut zu erkennen ist die Vorhalle, dort hielt die Postkutsche und die Reisenden konnten so vor Schnee und Regen geschützt aus und einsteigen.


Umspannstation an der alten Hamburger Poststrasse

von 1654 bis 1829 Station an der Hamburger Poststrasse

Der Linumer Rasthof war Umspannstation der Postkutschenlinie Berlin – Hamburg mit einem 24 Stunden Dienst. Hier stiegen die Fahrgäste aus um sich zu stärken und die Pferde wurden ausgespannt. Der Stall für die Pferde ist noch erhalten. Die ösen zum Festmachen der Pferde sind auch noch da.

Bei all meinen Umbautätigkeiten stosse ich immer wieder auf Fundstücke aus der Vergangenheit. So ist mir 2008 der Zugangsweg eingebrochen und zutage gekommen ist ein alter gemauerter, scheinbar sehr tiefer Brunnen. Dieser im Durchmesser relativ grosse Brunnen diente auch dazu die Pferde mit frischem Wasser zu versorgen. Der Brunnen wird wieder hergestellt.


Schlacht von Fehrbellin - unser Gasthof war mit dabei

18. Juni 1675 zwischen Linum und Hackenberg standen sich Schweden und Brandenburger gegenüber

Prinz von Homburg schlummerte vor der schicksalsträchtigen Schlacht im Gasthof

Rechts ist ein Ausschnitt aus einer Karte die den Schlachtverlauf darstellt. Die vollständige Karte mit weiteren Erläuterungen findet man mit dem Suchbegriff "Schlacht von Fehrbellin" in Wikipedia.

Der Prinz hatte sicherlich gut geschlafen im Gasthof Linum, dem Vorgänger des Storchenblicks. Mit dem Pferd waren es dann weniger als 10 min bis zu der Stellung seiner Soldaten. Taktisch klug bemerkte er einen Sandhügel, welcher ihm einen ungemeinen Vorteil bot. Von hier konnte er mit seiner Feldartillerie die Stellungen der Schweden beschiessen und schliesslich die Schlacht gewinnen.

Zitat aus der Berliner Zeitung mit einem Artikel von Frank Junghänel über Linum:

" ... Am 18. Juni 1675 hatte der Prinz von Homburg noch ohne selbiges Gebet in Linum seine Ruhe finden müssen, nachdem er dem Grossen Kurfürsten von Brandenburg durch kreative Befehlsverweigerung beim Sieg vor Fehrbellin behilflich war. Näheres ist bei Kleist nachzulesen. Die prinzliche Herberge wurde erst in den sechziger Jahren der DDR abgerissen und ist heute nur noch auf einem Relief an der früheren Kaufhalle zu sehen." Zitat Ende.



Nach der Schlacht erntete der Kurfürst den Ruhm und er wurde zum "Grossen Kurfürst" und wir wurden ebenfalls der Gasthof "Zum grossen Kurfürst".

Das nebenstehende Portrait zeigt den Grossen Kurfürsten, wie er zu dieser Zeit aussah.






Im Mittelalter lagen wir an einer der wichtigsten Strassen Europas

HEILIGER BLUTSWEG der Pilgerweg nach Wilsnack

Ein Abschnitt des Jacobweges nach Santiago de Compostella in Spanien

Beim Blick von der Terrasse auf die vorbeiführende Landstrasse kommt kaum jemand auf die Idee, dass diese einmal eine der wichtigsten Strassen in Europa gewesen war. Im Spätmittelalter war es der Pilgerweg zur Wunderblutkirche in Wilsnack.

Die Wunderblutkirche war das am meisten besuchte Pilgerziel des nördlichen und mittleren Europas mit jährlich Hunderttausenden Pilgern. Für das relativ bevölkerungsarme Spätmittelalter eine gewaltige Anzahl. Ziel der Pilger war die Wunderblutkirche im heutigen Bad Wilsnack.

Das Wunder waren Oblaten, die nach einem Kirchenbrand im Jahre 1383 rötlich schimmerten. Der rötliche Schimmer wurde als das Blut Christi gedeutet. Die Wunderblutkirche war im Mittelalter neben Santiago de Compostella (Jakobsweg) einer der wichtigsten Wallfahrtsorte. Der Pilgerstrom verebbte mit Einführung der Reformation im 16. Jahrhundert.

Rainer Oefelein hat den Pilgerweg rekonstruiert, die Ergebnisse zeigte er 2005 in einer Wanderausstellung. Von Ihm ist 2006 das Buch Brandenburg: Auf den Spuren des mittelalterlichen Pilgerwegs Berlin- Wilsnack im Stein, Conrad Verlag erschienen.

Der Pilgerweg zur Wunderblutkirche erlebt inzwischen eine Renaissance und wird von vielen Wanderern und Pilgern begangen. Natürlich längst noch nicht so viele wie auf dem Jacobsweg nach Santiago de Compostella. Unlängs hat Harpe Kerkeling den Jacobsweg begangen und darüber ein viel beachtetes Buch "Ich bin dann mal weg" geschrieben. Unser Pilgerweg ist auch ein Abschnitt des mittelalterlichen Jacobsweges insbesondere für Pilger aus dem nordöstlichen Mitteleuropa gewesen.




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